Obstbaum Teil 1: Tipps für den Obstbaumschnitt

Obstbaum Teil 1: Tipps für den Obstbaumschnitt

Mitte Februar fiebern wir dem Frühling voller Tatendrang entgegen, denn die kalte Winterzeit neigt sich dem Ende zu. Jetzt ist es an der Zeit, die frostfreien Tage zu genießen, welche auch ideal für die ersten Gartenarbeiten im Freien sind. Diese Gelegenheit sollte man nicht verpassen, um Kernobstbäume wie Apfel und Birne zu stutzen, denn so fördert man die optimale Fruchtbildung. Mit „einfach drauflos schneiden“ ist es jedoch nicht getan. Denn es gibt einige grundlegende Dinge zu beachten, um mögliche Fehler beim Obstbaumschnitt zu vermeiden. Damit Sie in Ihrem Garten alles richtig machen, haben wir uns mit den häufigsten Fehlern beschäftigt.

1. Auf die Außentemperatur achten

Zwar können wir uns derzeit über die milden Temperaturen freuen, dennoch ist Vorsicht geboten. Die Bäume nehmen es Ihnen recht schnell übel, wenn Sie bei Minusgraden Kürzungen an der Baumkrone vornehmen. In der Regel sollte es nicht kälter als minus fünf Grad sein, um mit der Arbeit zu beginnen. Denn liegen die Temperaturen darunter, ist das Holz sehr empfindlich und kann leicht brechen. Oftmals entstehen so schlimme offene Wunden am Stamm und den Ästen, wo sich Infektionen schnell ausbreiten können. Außerdem sollte man zusätzlich auf den Niederschlag achten. Regen- und Schneefall bieten die optimale Grundlage für Bakterien und Pilze.

Holzthermometer 

2. Lieber zu viel als zu wenig

Der Fehler, der wohl von Hobbygärtnern am meisten begangen wird, ist das zaghafte Stutzen der Zweige. Viele haben Angst die Pflanze zu ruinieren, wenn sie zu viel Geäst herausschneiden. Doch genau das Gegenteil ist hier der Fall. Wer also gesunde und schöne Bäume in seinem Garten haben möchte, darf hier nicht zimperlich sein, denn die Bäume werden sonst nicht mit ausreichend Luft und Licht versorgt. Außerdem werden die Äste dadurch stabilisiert und wachsen nicht unkontrolliert in die Höhe. Wer zu stark ausdünnt, geht daher nur das Risiko einer ungleichmäßigen Baumkrone ein. Es bietet sich also an, lieber einen beherzten Schnitt am Ast zu machen, als den Baum mit wildem Geschnippel viele kleine Wunden zuzufügen. Zudem ist es auch nicht zwingend erforderlich ein zusätzliches Wundmittel aufzutragen, denn der Baum besitzt mehr Selbstheilungsvermögen als man denkt.  

3. Junge Bäume nicht irgendwie stutzen

Einfach drauflos schneiden und gut? Bitte nicht bei jungen Obstbäumen! Idealerweise werden hier die oberen Zweige stärker geschnitten als die unteren. Diese Pyramidenform unterstützt die perfekte Ausbildung der Baumkrone. Stutzen Sie den Baum außerdem auf den Leittrieb und nur drei weitere Äste herunter. Dadurch können die Nährstoffe besser in der ganzen Pflanze verteilt werden.

4. Nicht alle Obstbäume schneiden

Nicht alle Obstbäume vertragen es, wenn sie im Februar geschnitten werden. Steinobstpflanzen wie zum Beispiel Kirsche und Pflaume ruhen von Oktober bis Februar in einer Art „Winterschlaf“, weshalb zu dieser Zeit auf ein Stutzen verzichtet werden sollte. Die Expertenmeinungen gehen, was den Zeitpunkt des Kirschbaumschnittes angeht, stark auseinander. Während die einen die Gelegenheit nach der Ernte nutzen, lichten die anderen ausschließlich im Sommer aus.

Kirschen und Kirschblätter

5. Wasserschosse nicht schneiden

Ein Wasserschoss, auch Wassertrieb oder Wasserreiser genannt, ist ein Sommersprössling aus altem Holz einer mehrjährig gewachsenen Pflanze. Sie entwickeln sich aus ruhenden Knospen und wachsen senkrecht nach oben. Zu unserem Übel verdichten sie dadurch das Bauminnere, wodurch weniger Licht einfallen kann. Zusätzlich ist diese Sorte von Ästen anfällig für Erkrankungen. Wasserreiser sollten unbedingt abgerissen und nicht geschnitten werden. Denn beim Abreißen wird der gesamte Trieb entfernt und nicht nur ein Teil davon. So gehen Sie auf Nummer sicher, dass dieser nicht erneut an derselben Stelle nachwächst.

6. Keine unsauberen Arbeitsmittel verwenden

Säge und Baumschere wurden sicher über die kalte Jahreszeit im Schuppen oder der Garage verstaut. Doch wurden sie fachgerecht vor dem Winter gereinigt und aufbewahrt, oder einfach benutzt und in der nächsten Ecke abgelegt? Denn damit wäre eine Infektion nahezu vorprogrammiert. Sämtliche Schnittwerkzeuge müssen unbedingt vor jedem Schnitt gründlich gereinigt und auf Vordermann gebracht werden. Das bedeutet aber auch, dass zwischen jedem einzelnen Einsatz die Klingen desinfiziert werden müssen. Auf diese Weise können Keime und mögliche Schädlinge nicht auf die Schnittstellen übertragen werden. Zusätzlich wird auch noch die potenzielle Ansteckung der Gehölze untereinander vermieden.

Astschere auf dreckigem Boden

7. Ausgefranste Schnittstellen

Oh nein, es ist passiert! Beim Schneiden war die Klinge zu stumpf oder Ihnen ist ein Ast weggebrochen? Wer den Baum so lässt, riskiert spätere Schäden. Die Pflanze benötigt viel mehr Zeit, eine unregelmäßige Wunde zu schließen, als bei einem sauberen Schnitt. Damit läuft man in Gefahr, dass Krankheiten und Schädlinge besser eindringen können. Besser ist es dann, den Schnitt noch einmal zu wiederholen, um für einen glatten Übergang zu sorgen.

Beispiel für einen glatten Astschnitt

8. Über der Knospe kürzen

Beim Schnitt eines Zweiges sollte immer darauf geachtet werden, dass dies auch ordnungsgemäß ausgeführt wird. Es ist nicht nur von Belangen mit welchem Werkzeug die Gartenarbeiten durchgeführt werden, sondern auch wo die Schere angesetzt wird. Ein Zweig sollte immer über der Knospe abgeschnitten werden. Ansonsten öffnen Sie Pilzen Tür und Tor. Im Idealfall wird kurz über der Knospe ein schräger Schnitt gesetzt. Denn so kann das Wasser viel leichter abließen und die Knospe kann dank des fortbestehenden Zapfens geschützt werden. So steht dem Obstbaum nichts im Wege, im Frühjahr neu auszutreiben.

Knospen eines Apfelbaums

9. Der Schwächste fliegt

In der Natur gilt das Gesetz des Stärkeren, Tiere die geschwächt durch die Wälder ziehen, sind eine schnelle Beute für Raubtiere. Nach diesem Prinzip funktioniert auch unsere Pflanzenwelt. Besitzt ein Baum zu viele morsche Äste, ist er sehr vielen Gefahrenquellen ausgesetzt. Zum einen ist der Befall von Schädlingen ein Leichtes, zum anderen reichen oft schon einfache Witterungsbedingungen, um den Baum langfristig zu schädigen. Äste mit einer unsoliden Verbindung zum Stamm sollten Sie daher auf jeden Fall entfernen. Außerdem ist es ratsam, die Austriebe am Fuße Ihres Baumes zu beseitigen, weil sie ein Störfaktor für das weitere Wachstum sind.

Die Blüte des Apfelbaums

Übrigens eignet sich ein Gartenhäcksler ideal dafür, um die Zweige zu zerkleinern. Diese können Sie dann als Mulch auf ihre Blumenbeete geben oder mit zum Kompost mischen. Wenn Sie all diese Tipps bei Ihren nächsten Obstbaumschnitt beherzigen, kann doch eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Also nur noch das Wetter abpassen und schon können Sie loslegen, damit Ihr Garten im Frühling sein ganzes Potenzial ausstrahlen kann.

Bis zum nächsten Mal.
Ihr DENQBAR Team


Veröffentlicht: 12.02.2016

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